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Markenmoment Wie Philipp Lahm Schneekoppe retten will

Schneekoppe-Produkte gibt es seit kurzem beim Discounter Aldi
Schneekoppe-Produkte gibt es seit kurzem beim Discounter Aldi
© dpa
Schneekoppe war eine sterbende Marke. Jetzt versucht Ex-Fußballprofi Philipp Lahm das Unternehmen wiederzubeleben - mithilfe von Aldi und der eigenen Popularität

Immer, wenn es für ihn um wichtige Angelegenheiten geht, setzt Philipp Lahm auf die Dienste von Roman Grill . Das war schon in seiner Zeit als Fußballprofi so, als Grill für den Weltmeister-Kapitän von 2014 die Verträge aushandelte. Auch in Lahms zweiter Karriere als Unternehmer spielt sein langjähriger Manager eine zentrale Rolle. Dass Grill im März einen Geschäftsführerposten beim mehrheitlich Lahm gehörenden Naturkosthersteller Schneekoppe übernahm, ist ein Indiz dafür, dass die Lage dort ernst ist.

Schneekoppe ist eine jener traditionsreichen Marken, bei denen die guten Bekanntheitswerte schon lange nicht mehr zu den schlechten Geschäftszahlen passen. Seit Jahren kaufen immer weniger Kunden die Müslis, Leinöle und Gemüsesäfte, die lange vor allem über Reformhäuser, Drogerien und Apotheken vertrieben wurden. Keinem der Eigner, die die Firma aus Buchholz bei Hamburg wie einen Wanderpokal weiterreichten, gelang der Turnaround.

Die neue Capital
Die neue Capital

Stattdessen häuften sich die Verluste, bei einem Umsatz von zuletzt nur noch weniger als 10 Mio. Euro. Bereits 2014 flüchtete das Unternehmen in eine Insolvenz in Eigenverwaltung. Ohne das Engagement von Ex-Nationalspieler Lahm, der 2016 bei Schneekoppe einstieg und Anfang 2018 die Mehrheit übernahm, gäbe es die Firma heute vielleicht nicht mehr.

Die Rettung soll nun ein Deal bringen, den Grill und Lahm mit dem Discounter Aldi geschlossen haben. Seit Anfang Mai verkauft der Handelsriese in seinem Sortiment 15 Schneekoppe-Produkte – darunter nicht nur Leinöl und Müsli, sondern auch Biodinkelmehl, Trockenfrüchte, Quinoa-Samen oder Couscous. Für die Traditionsmarke soll die Kooperation mit Aldi als Hebel dienen, um ihre Produkte aus der Ökonische zu holen – rein in den Mainstream, wo sich auch Verbraucher erreichen lassen, die noch nie ein Reformhaus betreten haben.

Lahm nutzt seinen eigenen Markenwert für Schneekoppe

Schneekoppe solle wieder eine „relevante Marke“ werden, sagt Eigentümer Lahm. Durch den Aldi-Deal kann der Bioproduzent jetzt auf eines der engstmaschigen stationären Vertriebsnetze zugreifen, die es in Deutschland gibt. Zusammen verfügen Aldi Nord und Aldi Süd hierzulande über mehr als 4000 Filialen. Dass heute mehr Kunden als früher auf ihre Ernährung achten, ist an Aldi nicht vorbeigegangen, weshalb der Discounter längst Bioprodukte verkauft und sich selbst als „größten Biohändler“ des Landes bezeichnet.

Zum Verkaufsstart verpflichteten Aldi und Schneekoppe ein prominentes Werbegesicht: Lahm. Bislang hatte sich der Eigentümer bei seinen Beteiligungen mit groß angelegten Kampagnen zurückgehalten – so etwa bei der Pflegeproduktefirma Sixtus, die aktuell ums Überleben kämpft . Nun versucht Lahm, seinen eigenen Markenwert für Schneekoppe zu nutzen, zusammen mit der Reichweite und dem Marketingbudget des Partners Aldi. Für die kriselnde Marke könnte es der letzte Rettungsanker sein.

Das Unternehmen

1927 gründete Fritz Klein am Fuß des Riesengebirges einen Handel für Leinöl. Nach dem Krieg zog er nach Bremen und meldete Schneekoppe als Marke an, 1965 verkaufte er die Firma. Seit den Glanzzeiten in den 90er-Jahren wechselten die Eigentümer häufig, der Umsatz sank zuletzt unter 10 Mio. Euro. Heute hält Philipp Lahm rund 80 Prozent der Anteile.

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