Ein Kurier von Getir in der auffälligen violetten Firmenkleidung.
Ein Kurier von Getir in der auffälligen violetten Firmenkleidung.
picture alliance / PRO SHOTS | Mischa Keemink

Zuletzt schien es, als hätten Wettbewerber den türkischen Express-Lieferdienst Getir finanziell abgehängt. Nun meldet sich das auch in Deutschland aktive Unternehmen mit einer neuen Investitionsrunde in beeindruckender Höhe zurück: Nicht weniger als 694 Millionen Euro (768 Millionen Dollar) stecken Investoren – angeführt vom arabischen Staatsfonds Mubadala – in Getir. An der Series-E-Runde beteiligten sich auch bestehende Gesellschafter, darunter der berühmte Silicon-Valley-VC Sequoia Capital sowie Tiger Global aus London. Die Finanzierung macht Getir zum sogenannten „Decacorn“ – einem Unternehmen mit einer Bewertung von über zehn Milliarden Dollar.

Getir ist mit seiner Geschäftsidee für ultraschnelle Lebensmittellieferungen via App vor sieben Jahren in Istanbul gestartet. Seit vergangenem Jahr ist der Lieferdienst auch in Deutschland aktiv. Hierzulande muss sich Getir einem harten Wettbewerb mit Nachahmern wie Gorillas und Flink stellen.

„Können uns keinen Stillstand leisten“

Auch deshalb folgt die neue Finanzierung nicht einmal zwölf Monate nach der letzten Runde im Juni vergangenen Jahres. Damals hatte Getir knapp 500 Millionen Euro erhalten. „In einem so wettbewerbsintensiven Markt können wir es uns nicht leisten, stillzustehen“, sagte Getir-Gründer Nazim Salur dem Portal Sifted. Mit dem frischen Kapital wolle das Unternehmen seine führende Marktposition nun zementieren, zumindest in Europa. Denn in den USA ist Konkurrent Gopuff mit rund 40 Milliarden Dollar an Wert nochmal deutlich größer.

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Getir unterhält inzwischen mehr als 1.000 sogenannte Darkstores. Das sind stationäre Lagergeschäfte in Städten, von wo aus das Unternehmen Bestellungen von Kunden verpackt und ausliefert. Aktuell ist Getir nach eigenen Angaben in 81 Städten verteilt auf neun Länder aktiv. Darunter Großbritannien, Frankreich, Italien, Spanien, Türkei und eben Deutschland. Laut Getir-Chef Salur haben 40 Millionen Menschen die App des Lieferdienstes heruntergeladen. Pro Tag würden fast eine Million Bestellungen ausgeliefert.

In Deutschland sind die Anbieter Gorillas und Flink bislang allerdings noch populärer. Auch was das Investitionsvolumen angeht, konnten beide Unternehmen Getir zuletzt übertrumpfen. Gorillas hat seit seinem Start vor zwei Jahren rund 1,3 Milliarden Dollar eingesammelt, Flink wiederum knapp 1,1 Milliarden Dollar. Mit der neuen Runde erobert sich Getir die Pole Position in Sachen Finanzierung zurück. Kunden dürften sich in den kommenden Monaten erneut auf einige Rabattschlachten freuen.